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Die Nutzung von »Mit Google anmelden« nimmt ab

Florian Lackner

Florian Lackner

13.06.2022 4 Minuten Lesezeit

Zusammenfassung

Die Nutzung der OAuth-Logins – »Mit Google anmelden« und »Mit Facebook anmelden« – scheint in unseren Shops abzuflachen oder sogar abzunehmen. Ein großer Teil der User mit OAuth-Registrierung ist nur registriert und hat nie bestellt. Auch weltweite Website-Statistiken zeigen, dass von diesen Features Abstand genommen wird.

Zur Bewertung der OAuth-Funktion haben wir drei Datenquellen herangezogen: BuiltWith, Hotjar sowie Daten aus unseren Shop-Backends.

BuiltWith

BuiltWith zeigt die in den weltweit führenden Websites eingesetzten Technologien. Login mit Facebook und Google dominieren deutlich mit gemeinsamen 92,49% weltweit und mit nahezu identischen 92,89% in Österreich. Weit abgeschlagen folgt Amazon, andere Dienste wie »Sign In With Apple« sind kaum vertreten. 

https://trends.builtwith.com/widgets/login/traffic/Entire-Internet

Weitere Ansichten der Daten bei BuiltWith zeigen den Einsatz der Login-Technologien im Laufe der Zeit. Spannend ist, dass die Top-10.000-Websites scheinbar vor allem von der Facebook-Technologie Abstand nehmen. https://trends.builtwith.com/widgets/Facebook-Login

Weitaus weniger drastisch sieht es für Google aus, aber auch deren Zahlen zeigen einen leichten Einbruch. https://trends.builtwith.com/widgets/Google-Identity-Platform

Hotjar

Im Anschluss daran haben wir uns Hotjar-Heatmaps unserer Shops (3DJake, Ecco Verde und Piccantino) angesehen. Auffällig ist, dass »Mit Google anmelden« auf Desktop- wie auch auf Mobilgeräten offensichtlich geklickt wird, »Mit Facebook anmelden« steht mit insgesamt 2 Klicks in den letzten 30 Tagen über alle Geräte hinweg aber vergleichsweise sehr schlecht da. 

Mittelt man die exakten Klickdaten auf »Mit Google anmelden« der letzten 30 Tage bei 3DJake, kommt man auf einen Wert von 5,19%. Diese Daten sind also ein erster Anhaltspunkt für die Nutzung dieser Methode. Facebook scheint tatsächlich irrelevant zu sein.

Daten aus unseren Backends

Da wir die Hotjar-Daten für eine erste Hochrechnung zwar gut nutzen können, diese aber verzerrt sein könnten, haben wir uns zuletzt »harte Fakten« aus unseren eigenen Backends geholt. Konkret haben wir uns Ecco Verde, 3DJake und Piccantino angesehen, also drei tendenziell recht unterschiedliche Zielgruppen. 

Eine Verzerrung bei Hotjar könnte dadurch zustande kommen, dass es nur Daten von jenen zeigt, die Cookies zugestimmt haben. Jene, die Cookies abgelehnt haben, stehen möglicherweise auch den OAuth-Login-Methoden kritisch oder ablehnend gegenüber. 

In allen drei genannten Shops haben wir uns den Zeitraum Jänner 2020 bis
April 2022 angesehen und monatsweise ausgewertet. Dabei haben wir jeweils die Anzahl aller Kund:innen sowie die Anzahl der Kund:innen mit OAuth-Verbindung erfasst. 

Bei Ecco Verde sind derzeit 1,24 % OAuth-Kund:innen registriert, 3DJake hat wesentlich mehr mit 3,54 % und Piccantino hat mit 1,18 % am wenigsten. 

Spannender ist diese Auswertung, wenn man sich die Daten im Laufe der Zeit ansieht: Dann ist nämlich erkennbar, dass nach einem steilen Anstieg vor allem bei 3DJake die Werte abflachen und in den letzten Monaten sogar leicht sinken.

Das Sinken dieser Werte wollten wir uns genauer ansehen. Die Grafik oben zeigt nämlich lediglich, wie viel Prozent der Konten in unseren Backends OAuth-Registrierungen sind. »Account-Leichen« könnten das Bild leicht verzerren. Was wir nämlich nicht sehen ist, wie sehr das Feature derzeit genutzt wird. Darum haben wir uns die Änderungen der Zahlen von Monat zu Monat angesehen. 

Seit dem Höhepunkt im Oktober 2020 nimmt die Nutzung der OAuth-Registrierung stetig ab. Auffällig ist, wie sehr sich die Verläufe der Datenreihen von Ecco Verde und 3DJake ähneln. 

Bei allen drei Shops ist die prozentuelle OAuth-Neuregistrierung unter das Niveau von Mitte 2020 gefallen.

Spannend: Bei Hotjar sind wir auf eine geräteübergreifende Nutzung von 5,19 % in den letzten 30 Tagen (20. April–19. Mai 2022) gekommen. Der mithilfe der Backend-Daten berechnete exakte Wert liegt bei 5,18 %.

Laut unseren Recherchen auf Plattformen für Usability und UX-Design werden OAuth-Login- und Registrierungs-Methoden häufig dann benutzt, wenn es darum geht, schnell ein Konto erstellen zu können, das gerne auch wieder schnell »vergessen« werden kann. 

Unsere Datenanalyse stützt diese Hypothese: Im Durchschnitt haben knapp 41 % der OAuth-Registrierungen nie bestellt.

Dem gegenüber stehen im Schnitt nur 16 % reguläre Registrierungen (OAuth-Registrierungen herausgerechnet), die nie bestellt haben. Dies könnte allerdings auch daran liegen, dass in unseren Shops bei einer regulären Registrierung Adressdaten angegeben werden müssen – die Vermutung liegt also nahe, dass sich vor allem nur jene User mit dieser Form registrieren, die eine konkrete Bestellabsicht haben. 

Zusammenfassung

Die Nutzung der OAuth-Logins (»Mit Google anmelden« und »Mit Facebook anmelden«) scheint in unseren Shops abzuflachen oder sogar abzunehmen. Ein großer Teil der User mit OAuth-Registrierung (über 40 %) ist nur registriert und hat nie bestellt.

Google wird insgesamt wenig aber am meisten bei 3DJake genutzt, Facebook scheint in allen Shops komplett irrelevant. Aber auch Google scheint abgesehen von Shops mit technikaffiner Zielgruppe kaum von Bedeutung zu sein. 

Statt der OAuth-Logins würden wir den Fokus darauf legen, die erstmalige Registrierung in unseren Shops stark zu vereinfachen: Für eine Registrierung sollten nicht mehr als die E-Mail-Adresse und ein Passwort erforderlich sein. Möchte man derzeit beispielsweise schnell eine Wunschliste anlegen und hat noch kein Konto, wird dies durch einen langwierigen Prozess sehr erschwert. 

Florian Lackner

Florian ist User-Experience-Designer mit Fokus auf Research und beschäftigt sich am liebsten mit Benchmarks, Usability-Tests und spannenden Studien aller Art – vor allem, wenn es um Psychologie geht. Außerhalb der Arbeit findet man ihn häufig in der Küche beim Erkunden neuer Rezepte.